Kategorien
Ein Thema - Drei Meinungen

Die Corona-Lockerungen

Seit Montag, 20.4., sind einige Lockerungen in der Corona-Krise vereinbart worden. Wie ist das für uns? Ein Thema – drei Meinungen

Die Lockerungen für Frauke

So etwas habe ich noch nie erlebt. Im Radio hieß es, die Kanzlerin verkündet ca. 16.30 Uhr in einer Pressekonferenz die Entscheidungen über die Lockerungen. Ich habe noch nie auf die Ansprache der Kanzlerin im Fernsehen gewartet. Schon wieder ein erstes Mal. Die Corona-Krise fordert gerade viele „erstes Mal“ ab. Erstes Mal vor einem Supermarkt angestanden, erstes Mal nicht alles bekommen, was auf meiner Liste stand. Erstes Mal die Freiheit wirklich zu schätzen gewusst. Erstes Mal Geburtstag ohne Besuch und Umarmungen gefeiert. Erstes Mal Ostern ohne Familie. Vieles davon war vorher unvorstellbar. Die Lockerungen in Bayern sehen anders aus als bei meinen Freundinnen in NRW.

Verändert hat sich nicht viel.

Bei uns haben seit Montag die Bau- und Gartenmärkte wieder auf. Geschäfte machen erst ab Montag, 27.04. auf und nur mit Mund-Nasen-Schutz. Ich bin froh, dass es verpflichtend ist. Ich habe eine Maske, aber sie zu tragen fand ich irgendwie doof. Wie ein Bandit kommt man sich im Geschäft vor: „Hände hoch, Toilettenpapier her“. Diejenigen, die keine Maske tragen, gucken komisch. Wenn ich keine Maske trage, meine ich, diejenigen die eine Maske tragen gucken noch seltsamer. Also, ab Montag trägt sie jeder. Viel besser. Wir haben so viel verändert, aufgegeben, dann eben auch die Hälfte unseres Gesichts.

blaue Gesichtsmaske

Ich habe mich für eine Selbstgenähte entschieden. Ich möchte weiterhin an unsere Umwelt denken und versuchen Plastikfrei zu leben. Ich verzichte zudem auf die Plastikhandschuhe und wasche mir oft, sehr oft die Hände, nach Vorschrift.

Ich vermisse nichts von den Sachen, die ich dann wieder darf. Kein Buchgeschäft, kein Klamottenladen, kein Schmuckgeschäft. Ich vermisse meine Eltern, meine Freunde, die Gespräche mit Fremden im Biergarten, die manchmal sehr überraschend sein können.

Die Lockerungen für Sylvia

Oh, was war ich gespannt und neugierig, was Angela und die anderen beschließen. Tauschen wollte ich mit den Politikern nicht. Die Wirtschaft braucht deutliche und starke Lockerungen, die Gesundheitssituation verlangt danach, den Lockdown eigentlich eher zu verlängern. Ich wollte unbedingt, dass die Schule und der Kindergarten wieder los gehen, um wieder Normalität in den Familienalltag zu bekommen. Gleichzeitig mache ich mir Sorgen um uns und denke, dass die Kinder viel besser zuhause bleiben sollten. Tatsächlich ist für unseren Alltag die brennendste und entscheidende Frage, was mit den Kids passiert. Tja, und dann wurden die Ergebnisse veröffentlicht.

Zeitung, zwei Hände halten einen Smartphone, auf dem NEWS steht

Ich war total frustriert. Denn es gibt für Drittklässler und Vorschulkinder erstmal noch gar keine Regelung. Bis zum 04. Mai bleiben sie auf jeden Fall zuhause, danach starten sie aber auch noch nicht. Ja, wann starten sie denn? Erstmal noch nicht. Einerseits kann ich verstehen, dass wir zunächst die ersten Lockerungen beobachten müssen, aber gleichzeitig würde ich mir einen Fahrplan doch so sehr wünschen. Mittlerweile ist klar, dass ich in NRW als Psychologische Psychotherapeutin Anspruch auf Notbetreuung hätte. Aber ganz ehrlich? Ich merke, dass ich mich damit auch nicht wohl fühle. Mein Sicherheitsgefühl ist so fragil, dass ich gar nicht weiß, ob ich die Kinder wirklich in die Betreuung bringen möchte, oder ob wir nicht besser weiter alle zuhause bleiben.

Die anderen Lockerungen? Ich würde sooo gerne mal wieder in ein Café gehen oder ein Restaurant besuchen, Freunde einladen… Die Gastronomie bleibt geschlossen – dieser Wunsch wird also noch eine ganze Weile unerfüllt bleiben. Ich muss dringend zum Friseur – frühstens ab dem 04. Mai, also bleibt noch eine Weile die Corona-Frisur.

Aber in NRW darf der Einzelhandel öffnen. Heute auf dem Heimweg von der Praxis bin ich durch die Fußgängerzone im Vorort gefahren. Es sind tatsächlich wieder mehr Menschen auf der Straße und die meisten Geschäfte sind geöffnet. Ich hab mich gefragt, ob ich jetzt shoppen gehen sollte, um den Einzelhandel zu unterstützen… Aber ganz ehrlich? Die einzigen Geschäftsöffnungen, über die ich mich freue, ist das Schreibwarengeschäft und Tedi. Es wird nämlich Zeit, unsere Bastelmaterialien für die Mädels aufzufüllen…

Die Lockerungen für Bernadette

Ich muss dringend zum Friseur! Damit bin ich sicherlich nicht alleine, und es wird bestimmt länger dauern nach dem 4. Mai, bis wieder alle auf dem Kopf vernünftig aussehen.

Bei mir ist es so, dass ich sonst immer dann, wenn ich überlegt habe, die Haare wegen der vielen grauen herausblitzenden „Highlights“ zu färben, zum Friseur gegangen bin, um die leuchtende Pracht in der Länge zu reduzieren. Das hat immer geholfen.

Zeichnung beim Friseur

Und jetzt? Ich hätte schon zum Haareschneiden gemusst, als alles dicht gemacht hat! Beinahe hätte ich mir schon wieder die Haare gefärbt, aber leider (oder zum Glück) habe ich versehentlich eine Farbe ohne Mischflasche gekauft. Und weil es so voll war beim Zurückgeben, habe ich dann keine andere gekauft, sondern nur diese umgetauscht. Es hat nicht sollen sein! War das ein Zeichen? 🙂

Über die weitere Öffnung von mehr Läden bin ich einerseits ganz froh. Man hat zumindest wieder die Möglichkeit, etwas auch in natura anzusehen, statt es online zu bestellen. Andererseits ist es mir im Moment schlicht noch zu riskant. Ich würde jetzt aktuell eher nicht zu Ikea gehen wollen oder in die Dortmunder Thier-Galerie, auch wenn ich die sonst schon mag. Angst vor der Infektion habe ich weniger, weil ich mich wie viele andere in der (trügerischen?) Sicherheit wiege, selber nicht schwer zu erkranken. Aber sollte ich mich anstecken, wäre die Quarantäne wirklich kein Spaß für mich. Die Angst, vor dem Erkennen der eigenen Infektion vielleicht doch andere angesteckt zu haben, wäre auch ein Problem für mich.

Eine Maske trage ich bisher zwar nicht, aber ich habe bereits zwei waschbare Masken im Schrank. Jetzt werde ich wohl erstmal mit dem Fahrrad oder dem Auto zur Arbeit fahren und sie für den Weg nicht brauchen. Aber wenn ich wieder Bahn fahre, spätestens dann werde ich sie tragen und damit während dessen unentwegt an das blöde Virus denken müssen.

Leute, ich hoffe weiter, dass sich die Einschränkungen nicht allzu lange hinziehen. Ich mag der persönlichen Einschätzung eines Kollegen nicht glauben, dass wir so wie jetzt bis März nächsten Jahres weiter machen müssen. Sollte es aber doch so kommen, werden wir das auch durchstehen!

zwei weiße Kreidepfeile auf schwarzer Tafel auf denen Corona Exit steht

Und für euch?

Wie geht es euch mit den ersten Lockerungen und den Plänen? Was ist euch wichtig, was weniger? Wir freuen uns über eure Kommentare!

2 Antworten auf „Die Corona-Lockerungen“

Die Lockerungen für mich

Ich bin 65 Jahre mit Vorerkrankungen, gehöre also in mehrfacher Hinsicht zur Risikogruppe. Auch ich war gespannt auf das, was Frau Merkel am 20. April verkünden würde. Aber nicht, weil ich auf viele Lockerungen hoffte, sondern eher weil ich hoffte, dass es nicht zu viele Lockerungen geben würde. Ich muss gestehen, dieses Virus macht mir Angst. Am liebsten wäre es mir, wenn weiterhin Geschäfte, Schulen und Kitas geschlossen bleiben würden. Seit Beginn der Coronakrise verfolge ich in den Nachrichten alles, was auch nur annähernd mit Corona zu tun hat. (Habe ja im Moment viel Zeit) Ich kenne inzwischen sämtliche Virologen und Epidemologen die sich zu diesem Thema äußern. Alles Namen, von denen ich vor Corona nie gehört hatte. Und die einheitliche Meinung der meisten von ihnen war, dass man noch warten solle…
Aber, mir ist natürlich auch bewusst, dass wir als Rentner gut reden können. Wir sind keine Arbeitnehmer die Angst um ihren Job, und auch keine Unternehmer die Angst vor der Insolvenz haben müssen. Unsere Rente kommt weiter. Wir haben auch nicht täglich das Problem den Spagat zwischen Kinderbetreuung und Arbeit leisten zu müssen. Wir müssen einfach nur daheim bleiben. Aber auch uns fehlen die sozialen Kontakte. Ich möchte mich auch mal wieder mit Freunden treffen, gemeinsam zum Essen gehen oder einfach Besuch einladen. Und ganz wichtig, ich möchte meine Enkelkinder sehen können. Aber nicht nur von weitem oder über Skype. Ich möchte sie mal wieder in den Arm nehmen und mit ihnen kuscheln können.
Und ich mache mir Sorgen um meine Mutter, die mit ihren 93 Jahren seit Wochen in ihrem Zimmer im Seniorenheim sitzt. Auch wenn wir täglich telefonieren…
Bleibt gesund. Angelika

Danke für den ausführlichen Kommentar und eine weitere Einsicht in die Situation und was sie mit Menschen macht, die in einer anderen Lage sind als wir!

Kommentare sind geschlossen.