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So gehen wir mit Corona um?

Sieht so ein verantwortungsvoller Umgang mit Corona aus? Ich berichte euch, wie das bei uns gelaufen ist.

Meine Tochter geht die letzten Tage in den Kindergarten, bevor sie nach den Ferien eingeschult wird. Als wir uns im Mai dazu entschieden haben, sie drei Tage die Woche in die Notbetreuung zu geben, war uns klar, dass damit das Risiko einer Ansteckung mit Corona für die ganze Familie erhöht ist. Wir haben aber bemerkt, dass es für die Psyche der Kinder wirklich wichtig war, den Austausch mit Gleichaltrigen zu haben.

Kindergartenraum, Tische mit Stühlen und Bilder an der Wand

Nun ist in NRW ja „eingeschränkter Regelbetrieb“. Statt 45 Stunden kann sie 35 Stunden in den Kindergarten gehen, und die Kinder lieben es, dass alles wieder „normal“ ist.

Ein Corona-Fall im Kindergarten

Letzte Woche gab es dann eine Info, die alle Eltern etwas aufgescheucht hat: eine Familie im Kindergarten ist vom Corona-Virus betroffen, ein Elternteil ist positiv getestet worden. Diese Information kam sehr knapp. Aus Datenschutzgründen konnte uns NICHT mitgeteilt werden, welche Familie betroffen ist, noch nicht einmal in welche Gruppe das Kind geht. Naja, der Buschfunk hat es nach einigen Tagen rausgefunden, das Kind war in der Gruppe meiner Tochter. Die Familie ist zwei Wochen in Quarantäne, weitere Maßnahmen werden nicht getroffen, weil ja nur ein Elternteil betroffen ist, nicht das Kind. Kurze Zeit später kam aus dem Kindergarten die Info, dass es der Familie gut geht und das Kind NICHT GETESTET wird, da es keine Symptome hat! Hä? Wieso nicht?!?

Mensch mit Schutzkleidung hält in der Hand eine beschriftete Covid-19 Probe

Meine Tochter fühlt sich unwohl…

Gestern rief mich der Kindergarten an, meiner Tochter gehe es nicht gut, ich möge sie doch bitte abholen. Beim Abholen habe ich also meine schlappe Tochter in den Arm genommen und nebenbei erfahren, dass ein anderes Kind mit ähnlichen Symptomen bereits abgeholt wurde. Die Symptomatik war tatsächlich sehr diffus, kein Fieber, aber ein bisschen Kopfweh, ein bisschen Halsweh, ein bisschen Bauchweh. Bei Kindern in dem Alter alles und nichts. Meine Anmerkung, dass ich mir Gedanken mache, ob das Covid-19 sein könne, wurde abgetan. „Ach, es ist ja auch nicht alles Corona.“ Ok. Da haben sie ja recht.

Plastikspielzeug aus einem Arztkoffer

Später kam eine Mail, dass eine zweite Familie im Kindergarten von Covid-19 betroffen ist. Wieder ein Elternteil. Hm.

Daraufhin habe ich beim Kinderarzt angerufen (Mittwoch nachmittag – leider der Anrufbeantworter) und die extra für Fragen eingerichtete Corona-Hotline vom Dortmunder Gesundheitsamt angerufen. Denn für mich war klar, dass mein Töchterchen nun mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch von Covid-19 betroffen ist und eine Testung durchaus sinnvoll wäre. Auch wenn sie KEIN Fieber, KEINEN Husten, KEINEN Schnupfen hat.

Mein Anruf beim Gesundheitsamt

Die freundliche Mitarbeiterin hat versucht mich zu beschwichtigen und zu beruhigen. Eine Testung wurde ÜBERHAUPT NICHT für notwendig oder auch nur für sinnvoll gehalten. Im Gegenteil, sie erinnerte mich daran, dass man das bei Kindern doch kennt – manchmal ist es einfach zu heiß, oder? Diese offizielle Stelle hält in der oben beschriebenen Situation eine Testung nicht für notwendig. Weitere Maßnahmen wurden nicht mit mir besprochen. Im Gegenteil, stocksauer habe ich aufgelegt und mich gefragt, ob ich gerade hysterisch bin.

Holzhintergrund, auf dem weiße Pfeile mit Strichmännchen sind

Meine Tochter hat sich im Laufe des Tages erholt, sehr schnell sogar, abends war sie wieder topfit. Heute ist ihre Abschiedsfeier im Kindergarten, auf die sie sich sehr freut. Von offizieller Stelle hält es niemand für notwendig, mein Kind zu testen oder irgendwelche Maßnahmen anzuordnen. Daher darf sie heute in den Kindergarten gehen und mitfeiern.

Zurück bleibt Unsicherheit

Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit gibt es den Corona-Virus bei uns im Kindergarten auch bei den Kindern. Aber wir verschließen davor lieber die Augen – niemand will eine erneute Kindergarten-Schließung. Mit einer vermutlich genau so hohen Wahrscheinlichkeit ist alles ein falscher Alarm und die beiden Familien haben sich „irgendwo“ angesteckt.

Ich weiß die Antwort nicht. Woher auch. Aber ich weiß, dass man es rausfinden könnte, wenn man bereits bei einem Anfangsverdacht TESTET! Ernsthaft? So gehen wir mit Covid-19 um? Ich hoffe sehr, dass sich dieser Post als hysterisch und übertrieben herausstellt und meine Sorgen unberechtigt sind.

Aber was wenn nicht…?

Fotos: Pixabay

3 Antworten auf „So gehen wir mit Corona um?“

Ich habe keine Kindergartenkinder, bin schon älter und bin hin- und hergerissen in der corona-Angelegenheit.
Ist es jetzt schlimm oder ist es nicht schlimm? Ich will mein Leben nicht total einschränken, dann werde ich depressiv. Ich schütze mich mit Maske im öffentlichen Raum, vor allen Dingen beim Einkaufen. Treffe mich ganz ganz selten mit einer bestimmten Freundin und bleibe meist daheim. Meine Tochter lebt sehr diszipliniert und schützt sich extrem. Ich weiß nicht, was richtig ist und was falsch. Und gerade das macht mich total unglücklich. Leute demonstrieren, gehen in Cafés und fahren in Urlaub. Ist das nun richtig oder falsch? Ist es richtig, Kinder wochenlang nicht zu Oma und Opa zu lassen. Sie zu verängstigen, wenn doch alles nicht ganz so schlimm ist? Oder ist es doch schlimm? Was denn nun? Liebe Regierung, Virologen und wer sich sonst noch Experte nennt?!

Ein gewisses Maß an Schutz sollten wir sicher alle umsetzen, aber wie weit man dabei geht, kann im Grunde doch jeder nur für sich selbst entscheiden. Und in der Entscheidung sollten wir uns dann nicht verunsichern lassen!

Ja, mit den Tests: sehr wünschenswert. Bei Urlaubern ( Kreis Gütersloh) geht, bei Patienten, die uns Krankenhaus kommen, geht es. Daher sicher auch mit den Kindergarten – und Schulkindern durch zuführen!
Und wenn es der familiären Beruhigung dient. LGJutta

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