Im Rahmen unseres großen Themas Ausgleich habe ich die Freude gehabt, mich mit unserem Schlaf zu beschäftigen, und es war interessant und aufschlussreich! Dass wir eher zu wenig schlafen, zumindest in den Industrienationen, überrascht vermutlich die wenigsten. Aber warum ist Schlaf so wichtig?
Warum schlafen wir überhaupt?
Der Schlaf erscheint uns erstmal ziemlich sinnlos, ist er doch auf den ersten Blick reine Zeitverschwendung, eine Zeit, in der wir zum Nichtstun verdammt sind und uns nicht verteidigen können. Letzteres war vor allem in grauer Vorzeit von enormer Wichtigkeit. Wenn die Natur uns zum Nichtstun verdammt, und das mit schöner Regelmäßigkeit, muss das offenbar elementar wichtig für uns sein. Schlafen wir mal recht wenig, auch über mehrere Nächte hinweg, merken wir selbst oft noch keine großartigen negativen Auswirkungen und halten uns für voll leistungsfähig (was wir tatsächlich aber nicht sind). Warum also diese allnächtliche Auszeit?
Wir wissen auf jeden Fall sicher, dass wir schlafen müssen, auch ausreichend, und dass nicht ausreichender oder schlechter oder traumloser Schlaf uns krank macht.
Was passiert im Schlaf im Gehirn?
Ohne Schlaf leidet unser Gedächtnis ganz massiv. Was wir an einem Tag gelernt haben, nach dem wir nicht ausreichend schlafen, haben wir danach zum großen Teil wieder vergessen. Schlafen wir VOR dem Lernen nicht ausreichend, bleiben die gelernten Dinge ebenfalls nicht hängen. Das liegt daran, dass während des Schlafens, hier während der tiefen Schlafphasen, das Gelernte vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis überführt wird. Damit wird erstens im Kurzzeitgedächtnis wieder Platz geschaffen für Neues, und zweitens wird das Gelernte im Langzeitgedächtnis sicher abgelegt.
„Nachtschichten“ vor Prüfungen sind also eher sinnlos.
Während des REM-Schlafes, bei dem sich die Augen unter den geschlossenen Lidern stark bewegen und der eher in der zweiten Nachthälfte auftritt und von Träumen begleitet wird, werden die neu gelernten Informationen dann mit dem schon vorher vorhandenen Wissen verknüpft. Die neuen Verbindungen sorgen so dafür, dass wir die richtigen Schlüsse ziehen können, das Wissen in einen Zusammenhang stellen und auf dieser Basis neue kreative Lösungen finden können, auf die wir vorher nicht gekommen sind.
Und wozu träumen wir?
Letztlich wissen wir das noch nicht genau… Es gibt aber deutliche Hinweise, dass Träume zum Finden der kreativen Lösungen beitragen. Dazu müssen wir vom zu lösenden Problem aber auch träumen. Das können wir zwar nicht aktiv steuern, aber wir sollten uns auf jeden Fall die Möglichkeit dazu geben, indem wir genug schlafen. So ist beispielsweise das Periodensystem der Elemente entstanden, denn Mendelejew hat die Ordnung der Elemente, über der er lange im Wachzustand gebrütet hatte und sie dabei nicht entdecken konnte, dann geträumt.
Träume sind zudem wichtig dafür, belastende oder gar traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Die Träume, in denen wir solche Ereignisse nochmal durchleben, trennen sozusagen die negativen Emotionen von der bloßen Erinnerung. So können wir uns später an die Dinge erinnern, ohne wieder und wieder die belastenden Emotionen durchleben zu müssen. Zu träumen ist somit sehr wichtig für unsere psychische Gesundheit.
Daher die Wendung „… eine Nacht drüber schlafen“.
Teenager und Schlaf
Teenager haben einen verschobenen Schlafrhythmus und werden deswegen zu Nachteulen und Langschläfern. Das ist normal und keine Faulheit oder selbst gewählt. Der aktuell frühe Schulanfang ist daher eher schlecht fürs Lernen in dem Zeitraum der verschobenen Schlafphasen, weil das Gehirn unseres Nachwuchses eigentlich in den ersten Stunden noch gar nicht wirklich wach ist. Da wir davon nicht mal eben weg kommen, sollten wir sie wenigstens am Wochenende den Schlaf nachholen lassen und nicht meckern, wenn sie bis mittags schlafen. Das Nachholen von Schlaf ist nur bedingt möglich, aber das, was geht, ist wichtig.
Arbeit und Schlaf
Mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten wäre schön. Viele haben bereits Gleitzeitrahmen, wenn auch nicht für alle Berufsgruppen und Einsatzorte, aber diese zu erweitern, würde dem Ausleben des eigenen „Chronotyps“ der Mitarbeiter*innen entgegen kommen und könnte die Produktivität und Motivation steigern. Viele sind zwar keine ganz ausgeprägten Nachteulen oder Lerchen und kommen gut zurecht mit den sich bietenden Möglichkeiten. Für einige würde es aber enorme Vorteile bringen, sich mehr nach dem eigenen natürlichen Rhythmus richten zu können.
Zum Weiterlesen…
Um mich einzulesen habe ich Das große Buch vom Schlaf (Affiliate Link) gelesen, das einem sehr eindrücklich an nachvollziehbaren Beispielen klar macht, was Schlaf tut und was vor allem Schlafmangel verursacht.
In diesem Artikel ging es erstmal darum, warum wir schlafen und was während des Schlafes passiert. Ein Artikel über Schlaf reicht aber nicht! Deshalb gibt es im nächsten Artikel unter anderem einige Tips zur Verbesserung des eigenen Schlafes, stay tuned 🙂
Bilder: pixabay