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(Un)perfekter Alltag

Räum dein Zimmer endlich auf.

Jedes Kind kennt und hasst diesen Satz. Als Mutter fürchte ich mich davor, ihn auszusprechen: „Räum dein Zimmer endlich auf.“

Ein ganz normales Kinderzimmer

Ein 12-16 qm kleines Kinderzimmer kurz nach Weihnachten. Neu ist die Ritterburg, neben der Kugelbahn aus dem letzten Jahr und dem Hüpfball, den es zum Geburtstag gab. Mehrmals schon bin ich auf oder gegen etwas getreten und nur Eltern wissen, welche Schmerzen kleine Spielzeugteile unter nackten Füßen verursachen können. Wie konnte das nur passieren? Wie komme ich da rein und wieder raus?

Eine Spielzeug Ritterburg von Playmobil.

Wo kommt das alles her?

Diese Fassungslosigkeit über die Flut des Besitzes, die wird nur noch gekrönt von den Aussagen der Verwandten, die übrigens immer wieder mit Bergen von Geschenken an Weihnachten in den Händen anreisen: „In diesem Kinderzimmer sieht es aus wie in einem Spielzeuggeschäft.“

„Ja.“ oder „Nein.“ – Was ist denn die richtige Antwort?

„Ja“, es ist alles da, was es an Spielwaren zu kaufen gibt; aber davon haben wir Eltern das wenigste angeschleppt.  Und „Nein“, denn in den Spielzeugläden steht alles schön sortiert in den Regalen, hier liegt alles auf dem Boden verteilt, oder auf der Kommode gefährlich übereinandergestapelt. Vielleicht kann man über der Kommode noch ein Regal anbringen? Eher als Stütze, so von unten? Komisch, in den Zeitschriften, in denen ich blättere, sieht Kinderzimmer-Glück immer ganz anders aus.

Bild: private Überlassung

Wie und wo also anfangen?

„Können wir diesen Stock nicht doch wegschmeißen?“ Wer kennt diesen oder ähnliche Sätze nicht, oder nennen wir es beginnende Diskussionen mit einem Stocksammler, der aber nächste Woche Stein- und/oder Kastaniensammler ist. Es gibt gute und schlechte Nachrichten. Die Guten: die Spielzeugflut und die schimmelnden Kastanien verschwinden mit jedem Zentimeter, den das Kind wächst. Die schlechten Nachrichten: Aus Stocksammlungen werden Sammelbilder aller vorstellbaren Aktionen, die die Verwandtschaft gerne unterstützt. Aber: Mit dem Übergang in die weiterführende Schule und zwei Umzügen wurde es besser.

Hier ein paar Fakten:

Kleinkinder

Kleinkinder können ihr Zimmer gar nicht allein aufräumen. Sie brauchen Hilfe. Einzelne Handgriffe sollten sogar vorgemacht, das Vorgehen erklärt und das Kind motiviert werden. Hier stelle ich gerne das Aufräum-Spiel von Bernadette vor. Es braucht nur einen Würfel, und die Zahl, die gewürfelt wird, zeigt an, wie viele Teile weggeräumt werden dürfen. Das Wort „müssen“ setzt ca. ab der 1.-2. Klasse ein.

Schulkinder

Mit fünf bis sechs Jahren wissen die meisten Kinder, wie Aufräumen funktioniert. Jetzt kann man Absprachen treffen.  Gezielte Ansagen, bis wann das Aufräumen erledigt werden soll und welche Bereiche des Kinderzimmers gemeint sind, helfen Kindern, die Ordnung wiederherzustellen. Wichtig ist zu klären, wo die Dinge ihren festen Platz haben. Der Mann einer Freundin kannte den Tipp nicht. Und als er abends die übermüdete Bande ins Bett bringen wollte, war für die Kinder kein Platz mehr unter der Bettdecke. Anfängerfehler.

Teenager

Bei den meisten Kindern ist jetzt Chaos im Zimmer angesagt. Motzen, Meckern, Maulen – nichts davon hilft. Sachen liegen auf dem Boden, das Bett ist nicht gemacht und der Schrank wird lieblos vollgestopft. Trösten wir das Elternherz mit dem Gedanken, dass das Chaos unseren Liebsten hilft, eigene Strukturen zu schaffen. Sie müssen sich ausprobieren, von uns abgrenzen. Es formt ihre Persönlichkeit. Am besten einfach aushalten, soweit es irgendwie geht – und – selber cool bleiben. Es geht vorbei.  Wenn es unhygienisch wird, kann man schon eingreifen. Den Anfängerfehler von oben bloß nicht wiederholen. Wer sein dreckiges Geschirr nicht wegräumt, bekommt kein frisches mehr.

Ein verdreckter Teller mit Besteck.

Das Gespräch über weitere mögliche Regelungen sollte dann in einer ruhigen Situation stattfinden, wenn es beiden gut geht.

Lob über die Einhaltung der getroffenen Regelungen hilft hier auch weiter. Und ist der Teenager zum Beispiel im Prüfungsstress gerade überfordert, können Eltern ruhig fragen, ob sie beim Aufräumen helfen sollen.

Für jedes Alter gilt:

Wer weniger Besitz hat, dem fällt es leichter Ordnung zu halten. Alle Besitztümer brauchen ihren festen Platz. Wenn Regeln festgelegt wurden, wird sich auch darangehalten. Cool bleiben!! Und: Gemeinsam räumt es sich leichter auf. Würfel raus?

ein roter Würfel mit weißen Augen.

(Bilder: Pixabay)