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(Un)perfekter Alltag

Warum uns Hobbies auch unsere Grenzen aufzeigen können

Eines meiner Hobbies sind Challenges. Ich liebe die Aussicht darauf, nach einer Challenge ein besserer Mensch zu sein, ein besseres Leben, einen fitteren Körper zu haben.

„Mach 30 Tage diese Übungen und du hast eine Bikinifigur“ „So wirst du in kürzester Zeit enorm beweglich“ „Von 0 auf 5 Laufkilometer“ „Planken“ „30 Tage SelfCare“ „Wasser trinken Challenge“ „1.000,- Euro in 6 Monaten Sparen“ „Handstand in vier Wochen-Challenge“ „Vier Wochen vegan Challenge“. Alle angefangen, manche sogar beendet.

Außerdem kann man, zeitlich begrenzt, neue Bereiche ausprobieren, seine gewohnten Wege verlassen. Sich und seinen Horizont erweitern. Deshalb sind Fort- und Weiterbildungen und Hobbies wichtig. Sie zeigen uns andere Möglichkeiten, stärken unsere Talente oder zeigen uns unsere Grenzen auf.

Ein Läufer. Im Hintergrund Berge.

Zwei Kategorien von Challenges fange ich immer wieder hochmotiviert an. Das Laufen und das Meditieren. Ich weiß nicht, warum ich mit dem Laufen dann überhaupt aufhöre. Das Wetter ist zu kalt, zu heiß, zu nass, dabei fühle ich mich immer unendlich gut, wenn ich laufen war. Das Beste am Laufen ist wirklich „das Danach“. Und Meditieren, weil das grad jeder macht und gut sein soll. Immer wieder lese ich von Routinen, Morgen-Routine, Abend-Routine – und alle beginnen mit Meditieren. Es wird wie beim Laufen sein – „das Danach“ ist das Beste.

Ein Challenge-Versuch

Bei meiner letzten Challenge wollte ich unbedingt durchhalten, obwohl ich am zweiten Tag schon gemerkt habe, dass das einfach nicht mein Thema ist.

Jeden Morgen um 8 Uhr ging es los. Ehrlich, ich war bemüht. Ich wollte auch so eine „Erleuchtung“ spüren, wie die anderen Teilnehmer danach berichtet haben. Was soll ich denn in der Reflektion sagen? Die Decke könnte mal gestrichen werden? Das wäre schon gemein den anderen gegenüber. Mir wäre eine Meditation, wo meine Gedanken mir eine Antwort geben, ganz lieb. Ich habe mich richtig ausgeschlossen und als Versagerin gefühlt. Im Nachhinein war die Challenge für mich „rückwärts“. Statt ausgeglichen und freundlich in den Tag zu starten, war ich gestresst und schlecht gelaunt.

Zusammengelegte Hände. Hinter diesen leuchtet die Sonne

Was in meinem Kopf passiert, wenn ich versuche zu meditieren 

„Stell dir vor, du bist wieder ein Kind. Stell dich neben dich.“ – Okay. klappt noch.

„Du hast Streit mit einer dir lieben Freundin“ – äh.. wen soll ich nehmen. Sylvia, ne, mit der war alles immer lustig. Einmal hatte ich am ganzen Hintern blaue Flecken, weil ich beim Fahrradfahren in ihrem Korb gesessen habe, bis die Polizei ..

„Ihr habt Streit“ – ach so.. uh.. mh? Bernadette vielleicht. Ne, mit der hatte ich doch nie Streit. Dann jemanden aus der Schule. Oh! Wie lange ist das schon her?

„Du spürst deine Wut, über etwas, was sie gesagt oder getan hat.“ – Oh Mensch, jetzt brauch ich aber echt mal einen Streit. Ah.. Marietta, die hat mir mal ein blaues Auge geschlagen.. aber worum ging es noch mal? 

„Fühle in dich, in deine Wut“ – warte doch mal – ich bin ja noch gar nicht wütend.

„Was genau macht die Wut mit dir? Bekommst du keine Luft, ist dir schlecht?“ – Ich muss wütend sein, ich bin nicht wütend… Ich, ohje.. Ich muss die Augen aufmachen… Ich kann nicht mehr. Ich muss gucken, ob noch jemand so einen Stress hat wie ich. 

Keiner. Hat die jetzt weitergeredet?? Da komm ich doch nicht mehr rein… Mann… Oh, die sieht sogar gut aus, wenn sie die Augen zu hat, ich sollte mal so silbernen Lidschatten ausprobieren.

„Und jetzt nimm die Wut und lass sie gehen“ – okay… da steige ich wieder ein. Wird auch Zeit.

„Leg deine Hand auf dein Herz und spüre, wie es sich anfühlt“ – gestresst.

„Wie es vielleicht freier ist – oder leichter? Wie viel Platz in dir ist, jetzt, ohne Wut“ – Äh… da fehlt jetzt was.

Das war mal – nichts

Weil ich Challenges so gerne mag, war ich noch bei zwei weiteren angemeldet. „Endlich Zuckerfrei“ und „Bindung zum Hund“.  

Bei „Zuckerfrei“ meditieren sie noch nicht. Kann aber noch kommen. Bei der „Bindung mit Hund“, gehe ich mal davon aus, dass das nicht kommen wird. Auch wenn der Versuch etwas Neues auszuprobieren manchmal frustet, versucht es weiter. Ihr lernt neue Sachen und Euch noch besser kennen und wenn es nichts ist, irgendwas bleibt doch hängen. Ein Lacher beim Stammtisch, oder der silberne Lidschatten, wie bei mir.

Fotos: Pixabay