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Ciao – für Hobbypsycholog*innen

Wie steht es um Hans und Henriette und um das, was sie erreicht zu haben glauben?

Henriette, Mitte 40, Yogalehrerin und ehemalige Gedichteschreiberin, und Xandi, ihres Zeichens gehypte Feministin, treffen sich. Für Henriette ein Highlight. Henriette ist die Frau von Hans, dem Mann, der laut Text auf der Rückseite die Hauptperson sein dürfte. Das Treffen ist letztlich für beide eher kein Highlight mehr, denn die Erwartungen, die das Gedicht in Xandi geweckt hatten, werden offenbar enttäuscht, und Henriette bekommt einen Spiegel vorgehalten.

Nach dem Treffen fragt Hans, der große Feuilleton-Journalist, sie plötzlich sehr interessiert über Xandi aus, und Henriette äußert eher genervt, er solle doch über Xandi schreiben. Die Idee setzt sich bei Hans fest, und sein Schicksal nimmt seinen Lauf…

In der Folge bekommt er es mit Feministinnen zu tun, mit der Macht von Social Media, und mit dem Umstand, dass die Print-Medien nicht mehr den Status haben, den sie mal hatten. Das schließt seinen eigenen Status als „Edelfeder“ und vermeintliche bleibende Institution in der Medienwelt gleich mit ein.

Eingeflochten in die Geschichte ist zudem das schwierige Teenager-Alter, und eine interessante Sichtweise über fremdgehende Ehemänner: Es ist sein Problem, nicht ihres.

Lesen oder nicht lesen?

Das Buch habe ich gekauft, weil ich einem Tipp in einer Zeitschrift gefolgt bin (vielleicht war es auch meine Tageszeitung?), und ich habe es an einem langen Abend in einem Rutsch durchgelesen. Ich wollte oft wissen, ob sich meine Befürchtung, was als nächstes passiert, bestätigt. Befürchtung deshalb, weil es manchmal ein wenig Fremdschämen war. Und ein bisschen Mitleid.

Trotz des zügigen Durchlesens und dem Sog, den es irgendwie entfacht hat, ist das Buch für mich kein Highlight. Schon bei der Begegnung zwischen Henriette und Xandi hat mich gestört, dass man eine Weile sehr lange Passagen mit den Gedanken, Rückblicken und so weiter von Henriette verbringt und dazwischen nur Gesprächsfetzen vorkommen. Man verliert etwas den Faden. Das zieht sich durchs Buch durch, auch von Hans erfahren wir viel durch seine Gedanken. Und mir bleiben etwas zu viele kleine Fragen unbeantwortet.

Ciao von Johanna Adorján aus dem Verlag Kiepenheuer&Witsch ist für diejenigen etwas, die sich gern als Hobbypsychologen betätigen, und es kann eine Erinnerung daran sein, dass man seine eigene Bedeutung immer mal wieder überprüfen sollte. Insbesondere, wenn man sie für besonders groß hält.

Was meinen Frauke und Sylvia?

Sylvia: Puh… Wisst ihr, dass es bei E-Books Leseproben gibt? Buch-Empfehlungen sind aus meiner Sicht eine schwierige Kiste. Es gibt aus meiner Sicht ein paar „zuverlässige Empfehlungsquellen“, aber ich muss in ein Buch erstmal „reinlesen“. Oft ist dann schon klar, ob es für mich taugt oder nicht. In der Buchhandlung lese ich ein paar Zeilen mittendrin, mit dem E-Book nutze ich die Leseprobe. Das Buch, was ich (wahrscheinlich) als nächstes vorstellen möchte, habe ich heute morgen als Leseprobe heruntergeladen. Gekauft wird erst, wenn mir der Anfang gefällt – sieht gut aus!

(Artikel enthält Affiliate Links und Pixabay-Bilder.)